Was macht gutes Design aus? Unterschiedliche Thesen dafür.

Was ist überhaupt gutes Design? Was muss es erfüllen und können, um sich gutes Design nennen zu dürfen?

Was ist gutes Design? Und was macht gutes Design aus?

Jeder, der mit Design arbeitet, stellt sich immer diese Fragen: Was macht gutes Design wirklich gut? Ist das Design überhaupt gut?

Doch, wie lässt sich gutes Design wirklich beurteilen? «Gut» ist ein sehr dehnbarer Begriff. Und, wenn es um «gutes Aussehen» geht, gehen die Meinungen auseinander. Wie kann also gutes Design überhaupt definiert werden?

Gutes Design bis zu einem gewissen Grad weniger im Auge des Betrachters, sondern viel mehr am Nutzen und lässt sich nach bestimmten Parametern beurteilen. Es gibt diverse Thesen und Ansätze dafür, was gutes Design ausmacht und ebenfalls einige Strategien, wie man nach gewissen Messstäben gutes Design schaffen kann.

Design Definition

Der Begriff «Design» leitet sich vom lateinischen «designare» ab und bedeutet soviel wie Entwurf oder Formgebung.

Die zehn Thesen für gutes Design nach Rams

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts prägte Dieter Rams das Design der Alltagskultur so entscheidend wie kein anderer Designer. Der deutsche Industriedesigner Dieter Rams beschäftigte sich Ende der 1970er Jahre intensiv mit dem Thema, was gutes Design ausmacht. Rams arbeitete viele Jahre bei für die Marke Braun und prägte deren Produkte.

Er formulierte zehn Anforderungen, die seiner Meinung nach gutes Design erfüllen müssen.

  1. Gutes Design ist innovativ
  2. Gutes Design macht ein Produkt brauchbar
  3. Gutes Design ist ästhetisch
  4. Gutes Design macht ein Produkt verständlich
  5. Gutes Design ist unaufdringlich
  6. Gutes Design ist ehrlich
  7. Gutes Design ist langlebig
  8. Gutes Design ist konsequent bis ins letzte Detail
  9. Gutes Design ist umweltfreundlich
  10. Gutes Design ist so wenig Design wie möglich
  • Dieter Rams: Der Industriedesigner der Moderne

    Dieter Rams wurde am 20. Mai 1932 in Wiesbaden geboren. Nach dem Zweiten Weltkrieg studierte Rams bis 1953 Architektur und Innenarchitektur an der Werkkunstschule in Wiesbaden – unterbrochen von einer Schreinerlehre. Anschliessend arbeitete Rams für die nächsten zwei Jahre im Architekturbüro von Otto Apel.

    1955 bewarb sich Rams bei Braun. Zu dieser Zeit modernisierte Braun das Unternehmen grundlegend und beauftragte Rams ursprünglich mit der Gestaltung des Firmengeländes. Braun erkannte schnell das Talent von Rams und bezog ihn in die Produktdesignarbeit ein.

    Einer der ersten Entwürfe von Ram für Braun, in Zusammenarbeit mit Hans Gugelot, war die Radio/Plattenspieler-Kombination SK 4. Das radikal reduzierte Design aus weiss lackiertem Blech mit einer Abdeckung aus Acrylglas und Seitenteilen aus hellem Holz wurde als «Schneewittchen Sarg» bekannt und zum Klassiker. Von 1961 bis 1995 leitete Rams die Designabteilung von Braun.

    In den späten 1970er Jahren machte sich Dieter Rams zunehmend Sorgen über den Zustand einer Welt, die er als «ein unergründliches Durcheinander von Formen und Farben» wahrnahm. Im Bewusstsein, dass er als Designer einen wesentlichen Beitrag zu dieser Welt geleistet hat, stellte er sich die Frage: Was ist gutes Design? Seine Antwort formulierte er in zehn Thesen für gutes Design.

    In den Folgejahren bis in die 1980er-Jahre prägte Rams mit seinem Designteam das typische, klare Erscheinungsbild der Produkte der Braun-Gruppe.

    Viele der daraus entstandenen Produkte gelten heute als Designklassiker, wie der Weltempfänger T 1000, der elektrostatische Lautsprecher LE1 und HiFi-Komponenten für Regie und Studios. Rams glaubt, dass das beste Design aus der engen Zusammenarbeit zwischen Unternehmer und Designer entsteht.

15 Thesen für gutes Design von Google

«Was ist gutes Design? Nun, das hängt davon ab, wen Sie fragen» meint das Unternehmen Google. Gesagt, getan: So wurden vom Unternehmen viele unterschiedliche Designer gefragt, was gutes Design für sie ausmacht.

So sagte beispielsweise die UX-Forscherin Izzie Zahorian: «Wenn ich mit gutem Design in Berührung komme, frage ich mich oft, ob etwas überhaupt entworfen wurde.» Das ist nicht weit entfernt von der Rams'schen These, die besagt, dass gutes Design «so wenig Design wie möglich» ist.

Einfachheit ist heute das grundlegende Gestaltungskriterium

Um zeitloses und gutes Design zu beschreiben und aktiv zu leben, lohnt es sich, sich auf folgende Kernregel zu konzentrieren: Gutes Design ist einfach und verzichtet auf alles Unnötige. Einfachheit ist heute eines der grundlegendsten Gestaltungskriterien, denn viele Menschen nehmen die Welt als kompliziert wahr.

Simplicity ist ein Ansatz, der Einfachheit zu einem zentralen Element im Branding von Unternehmen und Marken macht. Laut Siegel+Gale schneiden Unternehmen, die diesen Ansatz verfolgen, bei der Börsenbewertung siebenmal besser ab als ihre Wettbewerber.

55 % aller befragten Verbraucher sind bereit, für eine einfache, wiedererkennbare Marke mehr zu bezahlen und sogar 64 % empfehlen Produkte solcher Marken weiter. Es wird geschätzt, dass Unternehmen, die komplizierte Produkte anbieten, jedes Jahr rund 100 Milliarden Dollar verlieren.

Die weltweiten Vorreiter des Simplicity-Ansatzes sind: Netflix, ALDI, Google, Lidl und Carrefour, gefolgt von McDonald’s, Trivago, Spotify, Uniqlo und Subway.

Überraschenderweise taucht Apple – lange Zeit der Verfechter der Einfachheit – in keiner aktuellen Statistik mehr auf.

Gutes Design als Problemlösungs-Ansatz: Das Design Thinking

Design Thinking ist ein menschenzentrierter Ansatz zur Lösung von Problemen und kann als Prozess zur Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen eingesetzt werden. Es ist eine Art, über die Bedürfnisse und Herausforderungen nachzudenken, mit denen Menschen konfrontiert sind, um dann mit Empathie kreative Lösungen zu entwerfen.

Designer nutzen empathische Forschung, Prototyping, Storytelling und Tests, um neue Produkte zu entwickeln. Design Thinking wurde in vielen Bereichen wie Gesundheitswesen, Bildung, Unternehmensführung usw. angewendet.

Design Thinking kann auf jede Art von Problem angewendet werden, vom Design eines neuen Produkts oder einer neuen Dienstleistung bis hin zur Gestaltung eines Erlebnisses für Mitarbeiter oder Kunden.

Das Design Thinking beginnt mit Empathie, Verständnis und Kenntnis des Benutzers bzw. Kundens und geht dann weiter zum Verständnis des Kontexts, in dem das Problem gelöst werden muss. Der Prozess besteht aus fünf Phasen:

  1. Einfühlung in Kunden und Stakeholder
  2. Generierung von Lösungsideen
  3. Entwicklung dieser Ideen zu testbaren Prototypen
  4. Testen der Prototypen mit potenziellen Nutzern und Stakeholdern und Verfeinerung auf der Grundlage des Feedbacks aus diesen Tests
  5. Implementierung der endgültigen Lösung

Fazit – ist gutes Design definierbar?

Was gefällt, welcher Stil Dir gefällt, ist subjektiv. Was gutes Design ausmacht, aus einer grösseren Perspektive, ist jedoch nicht mehr so subjektiv, sondern kann an unterschiedlichen Prinzipien gemessen und definiert werden.